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Zu früh gefreut...

Eine neue Passstrasse Obwalden-Entlebuch

Zu früh

AKTUELL IM ARCHIV Zu früh gefreut... Untenstehende Meldung erschien vor genau 60 Jahren, am 9. November 1962, in der Schweizer Tageszeitung «Der Bund». Auch die «Neue Zürcher Zeitung» verkündete gleichentags die frohe Botschaft im Land, dass die neue Passstrasse, die Obwalden und das Entlebuch verbindet, endlich eröffnet worden ist. Allerdings war dies nur die halbe Wahrheit. Zwar hatten die Behörden tatsächlich zu einer kleinen Feier eingeladen, um auf die neue Strecke zwischen Giswil und Sörenberg – heute Panoramastrasse genannt – anzustossen. Doch zu diesem Zeitpunkt war ein grosses Stück der Strasse erst in Rohplanie erstellt und noch gar nicht asphaltiert. Dummerweise unterliess es eine grosse Schweizer Nachrichtenagentur, auf dieses Detail hinzuweisen. Die Folge: Unzählige Automobilisten aus der ganzen Schweiz wollten es sich am Sonntag, 11. November 1962, nicht nehmen lassen, eine beschauliche Fahrt über die neue Passstrasse zu geniessen. Sie staunten (und fluchten) dann nicht schlecht, als sie vor Ort bemerkten, dass die Strasse noch gar nicht fertig ist. Der «Obwaldner Volksfreund» berichtete nachträglich, es habe auf dieser «bachbett-ähnlichen Strecke» zahlreiche enttäuschte Gesichter und «eine grosse Verstopfung» gegeben. Bis eine unholprige Fahrt über die Passstrasse möglich war, dauerte es noch einige Monate. Dann aber gab es kein Halten mehr. Weil die Strasse an Sonn- und Feiertagen dermassen beliebt war, musste bereits im Frühling 1964 ein Verbot für Reisecars erlassen werden – das Chaos auf der Strasse wäre sonst zu gross geworden.

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