Aufrufe
vor 1 Jahr

Aktuell Obwalden | KW35 | 1. September 2022

  • Text
  • Veranstaltungen
  • Gemeinderubrik
  • Trauer
  • Immobilien
  • Stellen
  • Lehrstellen
  • Engelberg
  • Lungern
  • Wwwaktuellcom
  • Kerns
  • Giswil
  • Sachseln
  • Lehrzeit
  • Obwalden
  • Alpnach
  • Telefon
  • September
  • Sarnen
Aktuell Obwalden. Gratis jede Woche in alle Haushaltungen von Obwalden. Redaktionelle Inhalte, Veranstaltungen, Stellen und Immobilien.

Triumph und Alkohol –

Triumph und Alkohol – derart daneben benommen haben, dass General Louis-Constant Morlière ihm einige Tage später das Kommando entzog. Imfeld witterte eine Verschwörung gegen ihn und kämpfte gegen den Entscheid des Generals. Vergeblich. Dies war der Todesstoss für Imfelds Psyche. Sein letzter Tagebucheintrag stammt vom 26. Februar 1947. Der verzweifelte Eintrag endet mit den Worten: «Meine Seele ist zertreten.» Attentat kurz vor der Abreise Ende Juni 1947 erhielt Hans Imfeld die Nachricht, dass er nach Frankreich versetzt werde. Noch am selben Tag schrieb er ein Telegramm an seine Mutter in Sarnen: «Verlasse morgen Saigon. Stop. Komme nach Hause. Stop. Erwarte mich in Sarnen anfangs August. Stop. Hans.» Es schien, als hätte Hans Imfeld endlich mit dem Kapitel Indochina abschliessen und die kriegsgebeutelte Region erhobenen Hauptes verlassen können. Am späteren Nachmittag des 1. Juli 1947 wollte er sich ein letztes Mal vor der Abreise rasieren lassen. Der junge vietnamesische Coiffeur Vo Van Hung, den Imfeld regelmässig in sein Hotelzimmer bestellt hatte, war kurz zuvor von Widerstandskämpfern beauftragt worden, den französischen Offizier umzubringen. Imfeld erzählte seinem Coiffeur zwar von seiner bevorstehenden Abreise, doch der junge Vietnamese liess sich nicht mehr von seinem Mordauftrag abbringen. Vo Van Hung stach mehrmals mit seinem Rasiermesser auf Hans Imfeld ein. Ein Stich traf die Lunge. Der blutüberströmte Imfeld konnte noch um Hilfe schreien und wurde in ein Spital gefahren. Zwei Tage später war er tot. Sein Leichnam wurde in Saigon beigesetzt. Erst knapp zwei Jahre später wurde der Sarg auf einer langen Reise in die Schweiz gebracht. Am 2. April 1949 fand Imfeld seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Sarnen. (ve) So berichtete die «Schweizer Illustrierte» 1947 über den Mord an Hans Imfeld. (Original im Staatsarchiv OW)

Carlo von Ah hat die ganze Geschichte minutiös aufgearbeitet War Hans Imfeld ein Held? Oder eher eine tragische Figur, die nach Nervenkitzel und Ruhm strebte? Eine klare Antwort auf diese Frage kann auch der 82-jährige Obwaldner Carlo von Ah (Bild), heute wohnhaft in Zug, nicht geben. Dabei hat sich kaum jemand so intensiv mit Imfelds Leben und Wirken beschäftigt wie Carlo von Ah. «Allein fürs Lesen und Übersetzen der Tagebücher habe ich etwa ein halbes Jahr gebraucht», sagt er im Gespräch mit dem «aktuell». Seine akkuraten Nachforschungen mündeten 2013 im historischen Roman «Durch Dschungel und Intrigen – Ein Innerschweizer in Indochinas Kriegswirren». Von Ah beschreibt in seinem Nachwort den Obwaldner Offizier Imfeld als schillernd, vielseitig und kontrovers. Dass sich der bekannte Obwaldner Unternehmer und Publizist Carlo von Ah entschieden hatte, Tausende Stunden Forschungsarbeit in das Leben von Hans Imfeld zu stecken, ist kein Zufall. Von Ah erlebte im Jahr 1949 als 9-jähriger Bub den eindrücklichen Konvoi, der die Leiche von Hans Imfeld über den Brünig nach Sarnen transportierte. Später lernte er die beiden Brüder Imfelds kennen: Carlo (1904–1981), der als Finanzverwalter bei der Gemeinde Sarnen arbeitete, und Anton (1910–1995), der als Grosswildjäger und Kaufmann ebenfalls einige Zeit in Indochina lebte. Carlo von Ah fuhr für seine Recherchen unter anderem nach Paris, um mit einem damaligen Mitkämpfer Imfelds zu sprechen. Sogar nach Laos und Vietnam reiste von Ah, um ehemalige Wirkungsstätten von Hans Imfeld zu finden. «Als ich vor Ort auf Spurensuche war und Einheimische auf die Vergangenheit ansprach, hörte ich oft diese Antwort: ‹We are a new generation› – wir sind eine neue Generation. Ich hatte den Eindruck, dass die jungen Leute dort die Vergangenheit beiseite geschoben haben und sich nicht damit beschäftigen wollen.» Über längere Zeit hatte Carlo von Ah auch Kontakt zu einer Nichte von Hans Imfeld, die in der Schweiz lebt. Zuletzt von Carlo von Ah erschienen ist der historische Roman «Führer, Duce, aufrechte Schweizer» (2020). Das Buch über Hans Imfeld (Bild unten) ist im Buchhandel vergriffen, ein Exemplar ist aber beispielsweise bei der Kantonsbibliothek Obwalden ausleihbar. (ve)

Archiv Aktuell Obwalden