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Aktuell Obwalden | KW25 | 23. Juni 2022

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werden können. Ein

werden können. Ein typisches Windgebiet sind wir ebenfalls nicht. Dafür haben wir viele Bauern. Linksgrüne Städter zeigen gern mit dem Finger auf die Landwirtschaft und orten hier die grössten Klimasünder.Haben sie recht? UnsereKühe werden auch im Jahr 2035 noch Methan ausstossen. Methan ist tatsächlich um ein Vielfaches schädlicher als CO 2 .Die Tierhaltung hat deshalb einen bedeutenden Einfluss. Aber die Kühe gehören nun einmal zu unserem Graskanton Obwalden mit seinen klimatischen und topografischen Bedingungen. Zudem kann man nicht viel gegen den Methan-Ausstoss unternehmen. Man müsste an jeder Kuh einen Nachbrenner montieren, um schädlicheres Methan in weniger schädliches CO 2 umzuwandeln (lacht). Spass beiseite: Mit dem Konsum einheimischer Landwirtschaftsprodukte können wir auch Treibhausgase einsparen. Wie stehen Sie zur Elektromobilität? Eine Familie in der Zürcher Agglo kann sich bestens mit einem Elektroauto und häufiger ÖV-Nutzung brüsten. Aberwollen wir einem Kernser Bauern, der am frühen Morgen zu seinen Kühen auf die Frutt fährt, ernsthaft vorschlagen, er solle einen Tesla kaufen? Ich bin fast sicher,dass es in 10 Jahren auch für diesen Bauern ein geeignetes Elektrofahrzeug gibt.Die Elektrifizierungwirdrasant voranschreiten. Und vergessen wir nicht die Treibstoffkosten: 120 Franken, um das Auto mit Benzin vollzutanken, während man für 30 Franken das Elektroauto laden kann, um gleich weit zu kommen! Als Nachteil sehe ich zur Zeit noch die schnelle Entwertung eines Elektroautos. Einen guten Benziner kann man nach fünf Jahren noch zu einem anständigen Preis verkaufen. Ein Elektroauto, das Sie heute anschaffen, wirdIhnen in fünf Jahren vielleicht niemand mehr abkaufen, weil die Technik bisdahin wieder grosse Fortschrittegemacht hat. Sie sind Baudirektor und gleichzeitig «Umweltminister». Diese Doppelrolle wird Sie künftig arginBedrängnisbringen. Ach ja? Dessen bin ich mir gar nicht bewusst. Ich höre... Im Konzept steht zumThema Photovoltaik: «Im Hinblick auf den Ausstieg aus der Kernkraft und der daraus resultierenden Winterstromlücke können Fassadenanlagen einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Stromproduktion im Winterhalbjahr leisten.» Dies gilt besonders für Landwirtschaftsbetriebe und Gebäude ausserhalb der Bauzone. Nun hat Obwalden bekanntermassen einen enorm hohen Anteil an Gebäuden, die ausserhalb der Bauzone oder sogar in Schutzzonen stehen. Doch das Problem: Wer hier bauliche Änderungen vornehmen möchte, landet früher oder später beim Psychiater. (lacht) In den allermeisten Fällen können wir eine psychiatrische Behandlung verhindern. Ich weiss, worauf Sie hinauswollen: Das Bauen ausserhalb der Bauzone unterliegt strengen Regeln, nicht nur in Obwalden. Diese versuchen wir,sogut es geht, mit den Erwartungen der Bauherren in Einklang zu bringen. Als Gradmesser Folgendes: Als ich 2017 als Baudirektor startete, hatte ich eine Liste mit rund 100 hängigen Beschwerden zumThema Bauen ausserhalb der Bauzone. Heute stehen auf dieser Liste noch etwa 20 Fälle. ProJahrtreffen nur noch rund ein halbes Dutzend Beschwerden ein. Ich darf also behaupten, dass die «Kundenzufriedenheit» gestiegen ist. Nichtsdestotrotz gibt es gesetzliche Vorgaben, die einzuhalten sind. Im Praxishandbuch «Bauen ausserhalb der Bauzone» ist Folgendes zu lesen: «Die Fassade ist nicht reflektierend und entweder in naturbelassenem Holz oder farblich in Erdtönen gehalten. Dachuntersichten stehen im Einklang zur Fassade. Im Landschaftsschutzgebiet sindnur Holzfassaden bewilli-

gungsfähig.» Wenn wir das in eine normale Sprache übersetzen, heisst das Folgendes: «Sie wollen eine Photovoltaik-Anlage an IhrerFassade? Träumen Sie weiter!» Einverstanden. Deshalb ist unser Regelwerk zum Thema Photovoltaik-Anlagen ausserhalb der Bauzone revisionsbedürftig. Sie wagen es tatsächlich, den Heiligen Gral der Landschaftsschützer umzustossen? Sind Sie nochganz bei Sinnen? Moment! Ich sage nicht, dass wir das Handbuchinden Güsel schmeissen sollen. 95 Prozent von dem, was da drin steht, ist sinnvoll und richtig. Aber bezüglich Photovoltaik-Anlagen ausserhalb der Bauzonen braucht es Anpassungen. Und an diesem Thema sind wir bereits dran. Es gilt auch da, einen Kompromiss zufinden zwischen einer besseren Versorgung mit erneuerbarer Energie und dem Landschaftsschutz. All die Diskussionen wären unnötig, wenn wirStrom in Hülleund Fülle hätten. Wie lange dauert esIhrer Meinung nach noch, bis die Mehrheit der Bevölkerung einsieht,dass die Abkehr vonder Kernenergie eine grosse Dummheitwar? Ichhalte die Abkehr vonder Kernenergie keineswegs für eine Dummheit. Das Problem der nuklearen Abfälle ist auch bei modernen AKW nicht gelöst. Wir haben ja noch nicht einmal ein Endlager für unsere bisherigen Abfälle. Hinzu kommen die stetig steigenden Sicherheitsanforderungen, die dieseTechnologiewirtschaftlich fragwürdig machen. Vielleicht sieht es in 50 Jahren anders aus –aber Stand heute sind AKW in meinen Augen keine vernünftige Option. Wie viele Monatslöhne würden Sie darauf wetten, dass der Kanton die eingangs erwähnten drei Ziele tatsächlich erreicht? Fünf.Und ichhabe im Fall keinen schlechten Lohn (lacht). Ich glaube tatsächlich daran, dass wir dieseZiele erreichen können. (ve) Wasbedeutet «Netto-Null»? Will man Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null bringen, lässt sichdies (vereinfacht)anfolgendem Beispiel erklären. CO 2 Bäumenehmen CO 2 auf. Angenommen, dieseFabrik stösstpro Woche50kg CO 2 aus.Der Baum vermag aber nur 0,5 kg aufzunehmen.Inder Gesamtrechnungentweichen 49,5 kg CO 2 in die Atmosphäre. CO 2 Im zweiten Beispiel hat dieFabrik Massnahmenergriffen, um den CO 2 -Ausstoss zu senken. Siestösst nur noch 10kgCO 2 pro Woche aus. DievielenBäume nehmen im selbenZeitraum ebenfalls 10 kg CO 2 auf. AlsGesamtsystem betrachtet haben wir hier einNetto-Null-Szenario –esist klimaneutral.(Der Begriff«netto»bedeutet also so viel wie «unter dem Strich».) Um zu Netto-Null zu gelangen, ergeben sich zwei Möglichkeiten: weniger Treibhausgase ausstossen und/oder die Treibhausgase mitnatürlichen Mitteln (z.B.Bäume) oder technischenVorrichtungen wieder aus der Luft holen. Klar ist, dass«Netto-Null» vorallem ein Schlagwort ist. Wie genau die Werte ermittelt werdensollen, ist selbst unter Wissenschaftlernumstritten, zumal Klimaneutralität eine globale Herausforderungist und sich nicht aufEinzelszenarien beschränkt.

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