Aufrufe
vor 2 Jahren

Aktuell Obwalden | KW12 | 24. März 2022

  • Text
  • Veranstaltungen
  • Immobilien
  • Engelberg
  • Lungern
  • Wwwaktuellcom
  • Gemeinde
  • Alpnach
  • Kerns
  • Obwalden
  • Giswil
  • April
  • Telefon
  • Sachseln
  • Stellen
  • Sarnen
Aktuell Obwalden Gratis jede Woche in alle Haushaltungen von Obwalden. Immobilien, Veranstaltungen und Stellenmarkt.

AKTUELL UNTERWEGS

AKTUELL UNTERWEGS GutPilz willWeilehaben PilzeimeigenenGarten anpflanzen? Das geht tatsächlich. Warum es dazu eine Bohrmaschine und viel Geduld braucht, erklärtuns die Giswilerin Christina Niederberger. Gleich zu BeginneineKorrektur des Einstiegs: WerimReichder Pilzevon «anpflanzen» spricht, gibt sich gleich als Dilettant zu erkennen. Denn Pilze sind keine Pflanzen, sondern bilden – neben Tieren und Pflanzen –ein eigenes Reich von Lebewesen. Kenner der Materie sprechen von «Pilze züchten», und dies geschieht durch die sogenannteBeimpfung eines Substrats. Was eine Impfung ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Aber was hat dieser Begriff mit Pilzen zu tun? Antworten darauf liefert die Giswilerin Christina Niederberger (37), die sich seit einigen Jahren mit derWeltder Pilzebeschäftigt. «Ich mag möglichst vielfältige Gärten», erzählt sie bei einem kleinen Rundgang um das alte Häuschen mit grosszügigem Umschwung am Giswiler Hirsgärtliweg. Doch von den Protagonisten ist weit und breit nichts zu sehen. Wo sind denn nun die Pilze? «Hier wachsen sie», sagt Christina Niederberger und zeigt auf verschiedene in die Erde eingegrabene Stücke von Baumstämmen (Bild unten). Was auf den ersten Blick aussieht wie ein hundsnormaler Baumstrunk, ist ein sorgfältig präpariertes Stück Holz. «Der Metallring ist nur ein Schutz gegen Schnecken. Die sind ganz wild auf Pilze.» Konkret geht diese Art der Pilzzucht so vor sich: Man nehme ein Stück eines Baumstamms, vorzugsweise Esche, Ahorn, Buche oder Birke. «Nadelhölzer eignen sich weniger gut», erklärt Christina Niederberger. Das Holz sollte seit maximal vier Monaten gefällt worden sein. Ist das Stammstück frisch gefällt, sollte es rund einen Monat gelagert werden. Dadurch verliert das Holz Gerbstoffe, die einem Baum in der freien Natur helfen, Pilze abzuwehren. Vor der Be- Zwei vonmehreren Holzdübelnineinem Stamm, derzuetwa zwei DrittelnimErdreich eingegraben wurde. Das Einsteckenvon präparierten Dübeln bezeichnet manals Beimpfung.BaldwachsenhierAustern-Seitlinge.

Christina Niederberger zeigt einem Kind, wie der Stamm angebohrtwird, damit die Dübel reinpassen. impfung sollte das Holzstück 48 Stunden gewässert und anschliessend 24 Stunden getrocknet werden.Danach ist es endlich so weit: Je nach Grösse des Stamms werden vorsichtig ein bis zwei Dutzend Löcher gebohrt (Bild oben). Indiese Löcher kommen dieImpfdübel. Es handelt sich dabeiumunappetitlich aussehende Dübel, die bereits Pilz-Zellen (Myzele) auf sich tragen –oder wie der Experte sagt: die bereits mit einer Pilzbrut beimpft worden sind. «Die Dübel stellen wir nicht selbst her», erklärt Christina Niederberger. «Das wäre sehr aufwendig.» Deshalb kannman solche präparierten Impfdübel im Fachhandelkaufen. Lange Vorbereitungszeit Alles erledigt? Keineswegs. Erst wird der Stamm für einige Wochen –oder sogar Monate –feucht und dunkel gelagert. Nun passiertdas, was man normalerweise in Küche und Garten unbedingt verhindern will: Der Pilz breitet sich aus. Gleichzeitig muss man darauf achten, dass sich der «gute» Pilz entwickelt und nicht Konkurrenz erhält durch einen ungebetenen Gast, den Schimmelpilz. Macht man alles richtig, zeigt sich nach einiger Zeit ein weisser Belag auf dem Holz (siehe Bilder nächste Seite). Die mikroskopisch feinen Pilzmyzele haben sich ausgebreitet. Nun endlich kann der Stamm senkrecht im Boden eingegraben werden. Und wieder heisst es: warten. «Bei trockenem Wetter muss der Stamm regelmässig befeuchtet werden», betont Christina Niederberger.Insgesamt braucht man etwa ein halbes Jahr Geduld, bis die ersten Austern-Seitlinge geerntet werden können. Neben dem kulinarischen Genuss liefert die Pilzzucht imeigenen Garten vor allem auch tiefere Einblicke in die faszinierende Welt der Pilze. Vielen ist beispielsweise nicht bewusst: Was wir gemeinhin als «Pilz» bezeichnen – egal ob Fliegenpilz oder Stockschwämmchen –ist eigentlich nur der auffällige Fruchtkörper eines Pilzes; ähnlich, wie ein Apfel nur ein kleiner Teil eines Apfelbaums darstellt.

Archiv Aktuell Obwalden