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Aktuell Obwalden | KW05 | 3. Februar 2022

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AKTUELL IM ARCHIV

AKTUELL IM ARCHIV ZwischenWiderstandund Wehmut Vor100 Jahrenkam Julian Dillier zurWelt.Zwarhörte seinHerz 2001 zu schlagen auf. Das Feueraberist noch längstnicht erloschen. Im zarten Alter von 26Jahren verfasste einKernser einHörspiel mit demTitel«Die alti Brugg». Er schickte sein Werk nach Bern, wo es von der Jury eines Dialekt-Hörspiel-Wettbewerbs begutachtet wurde. Im November 1948 gab die Jury die Gewinner bekannt. Der junge Kernser gehörte nicht dazu. Er erhielt einen Trostpreis. Was die Jurydamals noch nichtwusste: DenNamen des jungen Teilnehmers aus Obwaldenhatte sie zwar zum ersten, aber gewiss nicht zum letzten Mal gehört. Das Hörspiel «Die alti Brugg» stammte nämlich von Julian Dillier (1922-2001). Am26. Februar würde er seinen100.Geburtstag feiern. Heitereund schwere Kost Wenn sich jüngereSemester oder Zugezogene nun fragen, wer dieser Julian Dillier war, hilft vielleicht ein Spruch auf die Sprünge. «Mengä macht sich Gedankä und dänkt nyd derbiä.» Abertausende Augen haben diesen prominent platzierten Aphorismus an einer Wand in der Aula Cher schon gelesen –und sich vielleicht selbst einige Gedanken dazu gemacht. Genau dies war Zeit seines Lebens Julian Dilliers Intention: den Geist anregen. Mal mit heiterer, mal mit schwerer Kost. Auch wenn Dillier als Autor und Regisseur von Bühnenstücken ein Kenner der volkstümlichen Unterhaltung war,verführte er das Publikum nie in seichte Ablenkung, verhehlte er nie, wie spinnefeind er der Trägheit des Denkens und dem Konformismus gegen- InäSchwinger verliäbd Wenn emagsch, de mag di. Magsch enid, de mags mi. Julian Dillier Vorgenau 70 Jahren hat Julian Dillier als 30-Jähriger das Stück «D' Fuischt ume Schlissel» in Kerns auf die Bühne gebracht.

Julian Dillier im Jahr 1962 als Kanzlist im Rathaus in Sarnen. Bild: Staatsarchiv OW (D.03.0045.01.08) überstand –auch wenn ihm das zuweilen in konservativen Kreisen Ärger einbrachte. Vielen in Erinnerung geblieben ist sein «Betruf 1976» –die Protestverse richteten sich gegen ein mögliches Atommülllager auf der Alp Glaubenbielen. (In der «aktuell»-Ausgabe vom 23. September 2021 haben wir einen längeren Beitrag dazu publiziert.) Sein Talent fiel schon früh auf Was Konformismus bedeutet, dürfte der junge Julian Dillier inseinem ersten Job erfahren haben. Er arbeitete nämlich –was rückblickend überraschend erscheinenmag –als Kanzlist beim Obwaldner Verhöramt, später als Sekretär des Erziehungsdepartements. Gewiss keine langweilige Arbeit. Aber eben auch keine, die einem Freigeist Flügel wachsen lässt. Bereits in jungen Jahren fand er in seinerFreizeit Freude und Freunde auf der Theaterbühne. Erstmals vonihm zu lesenist 1943im«Volksfreund», als Julian Dillier anlässlich eines Pfadfinderjubiläums die Titelrolle im Stück «Der Kesselflicker» spielte. An der Bundesfeier von 1945 folgte eine Aufführung auf dem Landenberg. Der «Volksfreund» rühmte: «Die jugendlichen Darsteller verdienen für ihr diszipliniertes und eindrucksvolles Spiel grösstes Lob, besonders Herr Kanzlist Julian Dillier, dessen schauspielerisches Können auch diesmal niemand enttäuschte.» Rasch machte ersich nicht nur als Spieler, sondern auch als Regisseur und Autor einen Namen. Die Lokalzeitung druckte 1949 ein hochdeutsches Gedicht des jungen Julian Dillier ab. Im selben Jahr übertrug er das Theaterstück «'s Fähnli» für das Kernser Theater inden Obwaldner Dialekt. Ein Jahr später schrieb er für die Kernser Spielleute gleich ein ganzes Volksstück in drei Akten. Dutzende Aufführungen hat er in den folgenden Jahren auf die Bühne gebracht. Sein Volksstück «D' Fuischt ume Schlissel», das erals 30-Jähriger schrieb, wurde 1964 sogar an die EXPO nach Lausanne eingeladen. Wohlgemerkt: Seinen Arbeitsalltag verbrachte er nach wie vor als Angestellter des Kantons. Wie geht das zusammen? Hier deradministrative Staatsdiener und Sohn des Landweibels, dort der Stürmer und Dränger? «Ich hatte nicht das Gefühl, dass er unter seinem Beruf gelitten hat», sagt sein Bruder Geri Dillier. «Er hat

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