aktuell
Aufrufe
vor 2 Wochen

Aktuell Obwalden | KW 46 | 16. November 2023

  • Text
  • Engelberg
  • Lungern
  • Immobilien
  • Gemeinderubrik
  • Ausstellung
  • Advent
  • Wwwaktuellcom
  • Stellen
  • Gemeinde
  • Sachseln
  • Giswil
  • Obwalden
  • Alpnach
  • November
  • Dezember
  • Kerns
  • Sarnen
Aktuell Obwalden. Gratis jede Woche in alle Haushaltungen von Obwalden. Redaktionelle Inhalte, Veranstaltungen, Stellen und Immobilien.

AKTUELL IM ARCHIV Wohin

AKTUELL IM ARCHIV Wohin mit den Irren? Derzeit wird die Psychiatrie in Sarnen saniert und umgebaut. Das Haus aus dem Jahr 1856 hat eine wechselvolle Geschichte. Das gilt auch für den Umgang mit psychisch kranken Menschen in Obwalden. Würde man heutzutage eine Psychiatrie als Irrenanstalt bezeichnen und die Patienten als Idioten, wäre das ganz schön despektierlich. Tatsächlich aber waren solche Begriffe früher gang und gäbe, wie ein Blick in die Geschichte des heutigen Psychiatriegebäudes zeigt, das derzeit umfassend saniert wird. Das Haus wurde im Jahr 1856 als Spital gebaut. Darin integriert waren eine Strafanstalt und ein Armenhaus. Auch die «Irren» sollten hier einen Platz finden – vorgesehen dafür waren Zellen im Keller. Später wurde der Bau als Alters- und Pflegeheim («Bürgerheim») genutzt. Die Versorgung und Pflege von psychisch kranken Menschen war – nicht nur in Obwalden – über lange Zeit hinweg ein stiefmütterlich behandeltes Thema. Der Fokus lag auf der Unterbringung an einem Ort, wo sie niemanden störten. Die Genesung war – auch mangels wissenschaftlicher Erkenntnisse über die menschliche Psyche – zweitrangig. Entsprechend wurde mit verschiedenen Methoden experimentiert, um Geisteskranke ruhigzustellen. Bekannt war Anfang des 19. Jahrhunderts beispielsweise die sogenannte Drehmaschine. Hierbei wurden «Idioten» und «Schwachsinnige», wie sie damals genannt wurden, auf einem Stuhl fixiert, der an einer Spindel hing. Mit einem Seilzug wurde der Stuhl in eine rasante Drehung versetzt. Dies in der Hoffnung, Rot markiert das damalige Spitalgebäude mit Baujahr 1856, das heute als Psychiatrie dient. (Federzeichnung von L. Wagner aus dem Jahr 1884, publiziert im Buch «Inventar der neueren Schweizer Architektur», Band 8)

Der Spitalbau (heutige Psychiatrie) aus dem Jahr 1856. (Staatsarchiv OW) dass die Fliehkräfte positive Auswirkungen haben auf die Hirndurchblutung. Aus heutiger Sicht erstaunt es kaum, dass eine solche «Therapie» in erster Linie Schwindel, Übelkeit und sogar ernsthafte Verletzungen zur Folge hatte. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kamen in der Schweiz Bestrebungen auf, psychisch kranke Menschen nicht einfach wegzusperren oder als Experimentierobjekte anzusehen, sondern vermehrt ihr Wohlergehen und ihre Genesung in den Fokus zu rücken. Im Obwaldner Staatsarchiv findet sich ein Schreiben von 1851, in welchem die «Schweizerische naturforschende Gesellschaft» verschiedene Kantone dazu aufruft, Eine Drehmaschine für Geisteskranke aus dem 19. Jahrhundert. (Joseph Guislain: Traité sur l'aliénation mentale et sur les hospices des aliénés/Wikimedia) dem Thema «Irrenwesen» mehr Beachtung zu schenken, zumal nach Schätzungen «in unserem Vaterlande auf 500 Seelen durchschnittlich ein Geisteskranker kommt». Zwei Empfehlungen gab die Gesellschaft für die Kantone aus. Erstens: «Es möchten da, wo bereits eine geordnete Irrenheil- und Pflegeanstalt in einem Kantone besteht, die Nachbarkantone berechtigt werden, ihre Geisteskranken unter möglichst günstigen Bestimmungen in dieser Anstalt unterzubringen.» Und zweitens: «Dass da, wo in mehreren benachbarten Kantonen noch keine Irrenanstalten existieren, darauf hingewirkt werden möchte, dass diese Kantone sich zur Errichtung von gemeinsamen Irrenheil- und Pflegeanstalten vereinigen.» Zusammenarbeit mit anderen Kantonen In Obwalden zeigte sich bereits wenige Jahre nach dem Spitalbau 1856, dass die Platzverhältnisse nie und nimmer ausreichen, um auch psychisch Kranke und Sträflinge unterzubringen. 1866 entschied der Kanton, jährlich 1000 Franken auf die Seite zu legen, um später allenfalls eine Irrenanstalt zu errichten. Die Regierung betonte allerdings, dass man es vorziehen würde, wenn ein Nachbarkanton dies an die Hand nehmen würde. Fünf Jahre später wurde der Bau einer grösseren Irrenanstalt im ehemaligen Kloster St. Urban im Kanton Luzern genehmigt, wo sich bis heute eine psychiatrische Einrich-

Erfolgreich kopiert!

Archiv Aktuell Obwalden