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Aktuell Obwalden | KW 05 | 2. Februar 2023

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Beda Durrer beim Malen.

Beda Durrer beim Malen. (Bild: Agnes Wigger) Beda mit einem Igel. (Bild aus der «Brattig» 1994) An dieser Stelle soll allerdings nicht das Leben und Wirken Beda Durrers nacherzählt werden. Dies hat bereits ein früherer Weggefährte in derart vortrefflicher und feinfühliger Art und Weise getan, dass weitere Versuche, sich Beda Durrer anzunähern, von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Wir verweisen hier auf die Publikation des Giswilers Hanspeter Niederberger (1952– 2000) in einem Buch über den Kunstmaler und «Phantasten» Beda Durrer (siehe Hinweis am Ende des Artikels). Keine Berührungsängste Noch unerzählt aber ist die Geschichte mit dem roten Gurt. Als wäre es gestern gewesen, erinnern sich Kurt Sigrist und Agnes Wigger aus Sarnen an ihre Hochzeit vor 43 Jahren und den speziellen Gast Beda Durrer, der auf Biegen und Brechen einen roten Gurt tragen wollte. Wie kam es dazu? Dass Kurt Sigrist und Agnes Wigger, wohnhaft im Dorfkern an der Sarneraa, bereits Jahre zuvor Bekanntschaft mit Beda Durrer geschlossen hatten, lag auf der Hand. Das Künstlerpaar hatte keine Berührungsängste mit Menschen, die nicht der gutbürgerlichen Norm entsprachen. Im Gegenteil: Als Kunstschaffende erweckte gerade die Weltanschauung dieser «Phantasten» ihr besonderes Interesse. Zur damaligen Sarner Kulturszene, die nach der Polizeistunde bisweilen noch in der Rathausgasse 5 bei Agnes Wigger und Kurt Sigrist weiter debattierte, gehörte ab und zu auch Beda. Vorbereitung fürs Hochzeitsfest Als Agnes und Kurt ihrem Freundeskreis kundtaten, dass sie bald heiraten und ein Fest auf dem Landenberg feiern, sollte auch Beda Durrer zu den Hochzeitsgästen gehören. «Beda sagte mir aber, dass dies wohl nicht klappe», erinnert sich Agnes Wigger. Der spindeldürre Kernser ernährte sich praktisch nur von Kaffee Schnaps mit Zucker. Feste Nahrung ertrug sein Magen kaum – geschweige denn ein Hochzeitsmahl. «Beda fürchtete, dass seine Anwesenheit unsere Feier stören würde.» Gleichzeitig spürte Agnes Wigger, dass Beda liebend gern dabei wäre. Und so kam sie auf eine Idee. Sie sagte zu Beda: «So, jetzt wohnst du vier Wochen lang bis zur Hochzeit bei uns. Jeden Tag koche ich dir ein Süppchen. Du isst, was ich auf den Tisch stelle.» Die einzige Regel: Im Haus wird nicht geraucht und kein Alkohol getrunken. Tatsächlich hielt sich Beda an die Abmachung. Als Kurt Sigrist – ebenfalls kein Anhänger von gutbürgerlichen Konventionen – beiläufig erwähnte, dass er bei seiner Hochzeit rote Hosen tragen werde, war für Beda Durrer klar, dass auch er rote Hosen haben muss. Er wandte sich an seinen Vormund

und sagte ihm, er müsse unbedingt rote Hosen für ein Hochzeitsfest beschaffen. Der Vormund glaubte ihm kein Wort. Agnes Wigger: «Eines Tages stand dann Beda mit seinem Vormund vor unserer Tür und ich bestätigte dem Vormund die Sache mit den roten Hosen.» Erfolglose Suche in Kleiderläden Und so machten sich Beda Durrer und sein Vormund in Sarnen auf die Suche nach roten Hosen. «Sie klapperten alle Kleiderläden im Dorf ab – aber wurden nicht fündig», erinnert sich Agnes Wigger lachend. Kein Wunder: Rote Hosen für einen erwachsenen Mann gehörten nicht zur Garderobe, die im ländlichen Obwalden vor 43 Jahren besonders en vogue waren. Was der Vormund für Beda Durrer aber auftreiben konnte, war ein knallroter Gurt. Und diesen trug er voller Stolz bei der Hochzeit von Kurt Sigrist und Agnes Wigger auf dem Landenberg. «Er hat getanzt, gelacht und sogar gegessen», erinnert sich Agnes Wigger. «Solange er sich nicht angegriffen und provoziert fühlte, konnte er sich wirklich benehmen.» Doch auch die andere Seite blieb ihnen nicht verborgen. Die unzähligen Briefe, die Beda Durrer über Jahre hinweg an Behörden verschickte, landeten als Kopie oft auch bei seinen Weggefährten. Durrer deckte die Behörden mit Schlötterlingen ein. Dass er unter Vormundschaft gestellt war, dass seine Bilder zu Spottpreisen zwangsversteigert wurden, dass man ihn, den grossen Künstler, stets in Fesseln legen wollte – all dies quittierte Beda mit Rundumschlägen. In den vielen Briefen, die heute im Staatsarchiv lagern, muss man nicht lange nach übelsten Beschimpfungen suchen. Und nüchtern prangt jeweils ein Stempel auf den Briefen: «Kenntnisnahme durch den Regierungsrat am...», gefolgt vom Datum. Ausstellungsprojekt scheiterte Für den Bildhauer Kurt Sigrist, der sich seit Jahrzehnten überregional in der Kunst- und Kulturszene bewegt, ist klar: Beda Durrer war oft Unrecht widerfahren. Doch auch seine psychischen Erkrankungen – in Durrers jungen Jahren wurde eine Schizophrenie Im Staatsarchiv finden sich Hunderte von Briefen, die Beda Durrer an die Behörden schickte.

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