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Aktuell Obwalden 38-2016

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Auszug aus dem Buch:

Auszug aus dem Buch: «Kultur- und Denkmalpflege in Obwalden 2012–2013.» Erhältlich bei Bücher Dillier, Sarnen Sachseln: Wohnhaus Bahnhofstrasse 7 (Gesamtrestaurierung ) ORT, LAGE UND BEDEUTUNG: Die Sachsler Bahnhofstrasse ist geprägt von Bauten aus der Zeit der Belle Époque, die hier im Zuge des Bahnhofbaues 1887/88 beidseits der Strasse errichtet wurden. Mit Baujahr 1923 dürfte das hier erläuterte Wohnhaus die jüngste der noch bestehenden historischen Bauten sein, die vor dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden. Es steht als einziges leicht zurückversetzt idyllisch im Grün des eigenen Gartens, der ursprünglich wohl grössere Ausmasse hatte. Das schmucke Wohnhaus wurde nach den Plänen des Sachsler Architekten Robert Omlin (1879–1938) für Walter Durrer gebaut. Omlin gilt heute als Gemeinderubrik Sachseln Halle: Von der zentral liegenden Halle aus, dem zweitgrössten Raum im Erdgeschoss, sind sämtliche Räume im Parterre erschlossen. Diese Raumkonzeption geht auf englische Vorbilder zurück. herausragender Vertreter des Heimatstils im Kanton Obwalden. Der Heimatstil – als Begriff in der Deutschschweiz seit 1910 bekannt – ist eine auf lokalen und regionalen Bautraditionen wurzelnde, Historismus und Jugend stil überwindende Baukunst auf dem Weg zur Moderne. Omlins Bauten prägen das Gesicht der Obwaldner Architekturlandschaft entscheidend mit, ein Grossteil der hiesigen Heimatstilbauten geht auf ihn zurück. Leider war Omlins Werk seit dem Einzug der Moderne in Obwalden in den 1960er-Jahren lange Zeit verkannt; viele Bauwerke wurden einschneidend saniert oder abgebrochen, kaum eines seiner Häuser steht heute unter Denkmalschutz. Umso bedeutender und erfreulicher sind der Erhalt und die sorgfältige Restaurierung des Wohnhauses an der Bahnhofstrasse 7. DER ARCHITEKT ROBERT OM- LIN: 1879 in Sachseln geboren, absolvierte Robert Omlin in Kerns eine Schreinerlehre. Um 1900 arbeitete er im Bukarester Betrieb des legendären Obwaldner Parkettherstellers Bucher & Durrer. 1907 baute er in Sachseln an der Brünigstrasse 104 sein erstes und eigenes Wohnhaus. Vor der Eröffnung des eigenen Büros arbeitete er unter anderem in Baden bei Schneider & Sidler, bei jenen Architekten, die den prominenten Bank- und Verwaltungsneubau der Obwaldner Kantonalbank in Sarnen entworfen hatten. 1909 eröffnet, war dies der erste Bau im Kanton Obwalden, der den Heimatstil repräsentierte. Auf diesem Weg dürfte Omlin in Berührung mit dieser Stilrichtung gekommen sein, die für seine weitere berufliche Laufbahn bestimmend wurde. Waren Omlins frühe Werke noch deutlich vom Schweizerhausstil geprägt, so wandte er in seinen zahlreichen Bauten, die vorwiegend in den 1920er-Jahren realisiert wurden, den Heimatstil mit gestalterischen Anpassungen an die jeweilige Bauaufgabe an. 1928 verlegte Omlin Wohnsitz und Architekturbüro nach Luzern, 1937 nach Hergiswil, wo er ein Jahr später starb.

Die neue Küche integriert sich nahtlos in den historischen Bestand. Der helle Wintergarten dient als vermittelndes Zwischenglied zwischen dem behaglichen Esszimmer und dem Garten. BAU- UND RESTAURIERUNGS- GESCHICHTE: Interessanterweise orientierte sich Robert Omlin beim Entwurf des Grundrisses nicht an bäuerlichen Wohnhäusern der Region, sondern an englischen Vorbildern. Bereits im Mittelalter waren englische «Manor Houses» mit einer Halle ausgestattet. Diese waren meist von imposanter, zweigeschossiger Höhe. Omlin verlieh seiner Halle eine besondere Bedeutung nicht durch Höhe, sondern durch Grösse: Mit seinen 18 Quadratmetern ist der Raum nach dem Esszimmer der zweitgrösste im Erdgeschoss. Eine weitere Auffälligkeit ist, dass die Halle sehr zentral liegt: Nur von hier aus sind der Salon und das Esszimmer zu erreichen. Eine vergleichbare Grundrissdisposition weist die Villa Heimeli in Luzern auf, die 1905 nach Plänen des Stanser Architekten Sepp Kaiser gebaut worden war. Es ist denkbar, dass Omlin das Objekt aus der Zeitschrift «Die Kunst» kannte, in welcher die Villa Heimeli 1906 publiziert worden war. Hier wie dort ist das Esszimmer grosszügiger dimensioniert als das Wohnzimmer, hier wie dort ist das Gebäude von innen nach aussen geplant: Die Fassadengestaltung geht aus der Anordnung der Innenräume und deren spezifischen Funktionen hervor. Die grossen Fensteröffnungen und Erkerausbauten im Erdgeschoss verweisen auf Gesellschaftsräume (Salon, Speisezimmer, Loggia, Halle), die kleineren Fenster in den Obergeschossen auf Schlafzimmer. Auch die unterschiedlichen Fassaden entsprechen in ihrer asymmetrischen Gestaltung dem Ideal des Heimatstils mit ihren verschieden grossen Sprossenfenstern, den geschmiedeten Eisen, den behauenen Steinen und dem ausladenden Dach. Der Einsatz von Verputz und Schindeln, der Wechsel von Muralem zu Holz, all diese Elemente liefern ein malerisches Bild, das die Anwendung örtlicher Baustoffe und heimischer Handwerkstraditionen ablesen lässt und der Sehnsucht nach den eigenen ländlichen Wurzeln entgegenkommt. Nachdem das lange Jahre leer stehende Haus endlich einen Liebhaber gefunden hatte, wurde es auf Antrag des neuen Eigentümers unter Denkmalschutz gestellt und in Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege sorgfältig restauriert. Die Farbgebung der gestrichenen Oberflächen im Innern erfolgte nicht genau nach Befund, jedoch in Anlehnung an eine für die Entstehungszeit typische Farbpalette. Die restaurierten Parkettböden verleihen auch den Schlafzimmern im Obergeschoss eine behagliche Note. Gemeinderubrik Sachseln

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