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Aktuell Obwalden 29-2016

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SOMMERKRIMI

SOMMERKRIMI Killerkätzchen Johannes Wiesner hatte gerade beschlossen, mit Uta endgültig Schluss zu machen – er wusste bloss noch nicht, wie –, als er von draussen einen Laut wahrnahm. Es klang wie das Quietschen eines Gummiballs. Was er vor der Haustür sah, hielt er zunächst für eine alte Fellmütze. Doch das Etwas bewegte sich, kroch auf ihn zu, blickte ihn aus grossen, hilfesuchenden Augen an und öffnete dann das Maul zu einem wehleidigen Schrei.

SOMMERKRIMI Gerührt trug Johannes die Katze in die Küche, zog eine Untertasse aus dem Schrank und goss etwas Milch hinein. Gierig machte sich das Tier über die Flüssigkeit her. Johannes kraulte ihm das weiche Fell. Als er seine Hand zurückzog, klebten Hunderte grauer Katzenhaare daran. „Das wird Uta aber gar nicht gefallen!“, murmelte er boshaft. Damals, vor zwei Jahren, hatte er die Heirat mit Uta noch für eine Sternstunde des Glücks gehalten. Inzwischen kam er sich vor wie ein Idiot. Während er sich in der Firma abrackerte, ging Uta nur noch ihren eigenen Interessen nach; wollte heissen: gnadenlos auf Männerjagd. Oft kam sie nächtelang nicht nach Hause. Johannes wusste, dass sie ihn nach Strich und Faden betrog. Lange genug hatte er das wie eine ihm auferlegte Prüfung ertragen. Jetzt würde er handeln! Und ein wohlwollendes Schicksal hatte ihm nun das Werkzeug dazu verschafft. Die ahnungslose Katze schnurrte leise und strich Johannes um die Beine. Als er die Finger nach ihr ausstreckte, plumpste sie verspielt auf die Seite und liess sich die Pfoten streicheln. Mit beinahe kindlicher Neugier packte Johannes eine der Tatzen und untersuchte fasziniert, wie die scharfen Krallen ausfuhren, wenn er zart auf die rosa Ballen drückte. Als Uta frühmorgens nach Hause kam, warf sie ihre Handtasche aufs Sofa, kickte die Schuhe von den Füssen und tapste ins Bad, ohne Johannes, der zu allem bereit vor seinem Kaffeebecher in der Küche hockte, auch nur eines Blickes zu würdigen. Johannes wusste ganz genau: Nach der Rückkehr von einem ihrer obszönen nächtlichen Abenteuer sprang Uta sofort unter die Dusche. In seiner lauschenden Warteposition hörte Johannes den Duschvorhang im Badezimmer rascheln. Die Katze lag auf seinem Schoss. Er packte sie am Genick, erhob sich vom Küchenstuhl, schleppte das Tier bis vor die Badezimmertür, öffnete sie einen Spalt weit, schubste die Katze hinein und schloss von aussen ab. Uta schrie wie am Spiess. Tierhaar-Allergie! Johannes rechnete damit, dass die aufwallende Panik Utas Anfall bloss noch verstärken würde. Uta keuchte um ihr Leben. Ihre Hilferufe wurden von Schnappatmung abgewürgt. Verzweifelt rang sie nach Luft. Schliesslich versagte ihre Stimme, und auch ihre Tritte gegen die Tür wurden merklich kraftloser... Johannes hatte vorgesorgt: Lippenstifte, Nagellack, Eyeliner – kurz, alles, womit man schreiben konnte, hatte er vorher weggeräumt. Er legte ein Ohr an die Tür und lauschte. Er hörte, wie Uta sterbend röchelte. Mit einem dumpfen Geräusch schlug ihr Körper auf die Fliesen auf. Dann war es ganz still. Als er die Tür zum Badezimmer öffnete, schoss die Katze fauchend an ihm vorbei. Uta lag tot auf dem Kachelboden, ihre Hand lag in einer Blutlache – vermutlich hatte die Katze sie gekratzt. Er griff zum Telefon, um einen grausigen Unfall zu melden. Der Notarzt traf nur kurz daraufhin ein und kümmerte sich um die Leiche. Die Polizei kam und untersuchte das ganze Haus. Johannes wurden Handschellen angelegt. „Wieso?“, fragte er entsetzt. Einer der Beamten führte ihn ins Badezimmer. Stumm klappte der Polizist den Toilettendeckel hoch. Auf der Innenseite stand mit Blut das Wort ‚Mord’ geschrieben. Maxeiner/DEIKE

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