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46-2021 Aktuell Obwalden

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Die Dampflokomotiven

Die Dampflokomotiven hatten ab November 1941 aber noch nicht komplett ausgedient. Von den 16 neuen elektrischenTriebfahrzeugen wurden einige etwas später geliefert als geplant, was unter anderem dem Materialmangel während der Kriegsjahre geschuldet war.Und so konnte manbis Ende1942 beobachten, wie sich Dampf- und Elektrofahrzeuge auf derBrünigstreckedie Schienen teilten. Einer,der sich noch an den Übergang von Dampf zu Strom erinnert, ist der 89-jährige Lungerer Hans Sutter. Oft Zug gefahren seien die Einheimischen damals nicht. Er wisse aber noch, wie er als Bub mit seiner Mutter zur Wallfahrt nach Sachseln gefahren sei. «Wenn man hinter der Dampflokomotiveden Kopf aus dem Fenster streckte, hatte man schnell einmal Russ in den Augen.» Für die Familie von Hans Sutter brachte die Elektrifizierung auch andere Vorteile. Sein Vater war nämlich Schmied und erhielt einige Aufträge für den Bau der neuen Fahrleitungen. Dass die elektrisch angetriebene Brünigbahn einiges schneller unterwegs war, merkten auch die Lausbuben im Dorf. Die konnten früher bei der Steigung Richtung Brünig nämlich problemlos auf denfahrendenDampfzug auf- und wiederabspringen. «Sie sind zuvorderst vom Zug abgesprungen, haben amWegrand einige Erdbeeren gepflückt und sind dann beim hintersten Wagen wieder aufgesprungen.» Auch Albert Vogler, ebenfalls aus Lungern, erinnert sich an die Zeit der Dampfloks. «Beim Bahnhof Lungern stand ein grosser Tank, in dem sich das Wasser einer etwas oberhalb gelegenen Quelle sammelte.» In Lungern habe die Dampflok nämlich frisches Wasser getankt vor der Fahrt Richtung Brünig. Aus gutem Grund: Allein für die Strecke von Giswil auf den Brünig brauchte eine Dampflok 3000 Liter Wasser –das entspricht etwa 15 Badewannen. (ve) Aus«Anfang September» wurde Mitte November, doch das lange Warten auf die Elektrifizierung der Brünigbahn hatte ein Ende. (Ausschnitt aus der «Neue Zürcher Nachrichten» vom 29. August 1941.)

Barrierenwärterinnen waren bis Ende 1981 im Einsatz Zufälligerweise sind nicht nur 80 Jahre seit der Elektrifizierung der Brünigbahn vergangen, sondern genau auch 40 Jahre, seit der letzte Bahnübergang auf Vollautomatik umgebaut wurde. Bis Ende November 1981 wurden die Barrieren an der Kernserstrasse (Bild unten links) und Flüelistrasse (rechts) tatsächlich noch von Hand bedient. Deshalb sieht man auf alten Bildern ein kleines Häuschen. Es war der Arbeitsplatz der Barrierenwärter. Dieses Amt sehr lange ausgeübt hatten beispielsweise Frieda Berchtold-Dreher (1886-1976), Josefine Imfeld-Kluser (1886-1977) und Lina Christen-Plüss (1922-2013). Mit letzterer führte die Zeitung «Der Obwaldner» 1980 ein Interview.Zuihrer Arbeit sagte Lina Christen damals: «Neuneinhalb Stunden verbringe ich täglich hier, wenn auch nicht in ununterbrochener Reihenfolge. Die Stunden verbringe ich mit Flicken, Sticken, Knüpfen, Lesen einesguten Romans. (...) Übrigens müssen wir den Lokführer grüssen, quasi zu Kontrollzwecken. Man grüsst sich gegenseitig, in der Nacht mit der Laterne, damit jeder weiss, dass der andere da ist. (...) Die Konzentration muss schon sehr stark sein. Die Züge werden jeweils mit einem Summton gemeldet, wenn sie an der nächstgelegenen Station eintreffen. Aber man muss dann immer auf der Hut sein, denn von Kägiswil oder Sachseln ist ein Zugschnell in Sarnen, besonders die Schnellzüge, die dort nicht anhalten.» Überraschend: In Alpnach beispielsweise waren schon 20 Jahrezuvorvollautomatische Barrieren zum Einsatz gekommen. In Sarnen dauerte es unter anderem deshalb viel länger, weil hier für vollautomatische Barrieren das komplette Stellwerkumgebaut werden musste. (ve) Bild oben: «Der Obwaldner» vom17. Nov. 1981. Bilder unten: Sammlung Historisches Museum Obwalden

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