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46-2020 Aktuell Obwalden

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AKTUELL PERSÖNLICH

AKTUELL PERSÖNLICH Insrechte Licht gerückt DasTempo der Formel 1bestimmte lange sein Leben. Vorvier Jahren ist Daniel Reinhardkürzergetreten. Die Liebe zur Fotografie und zum Rennsportverlorerabernie. Die «777» kennt man in Obwalden. Zigtausende Kilometer hat Sepp Reinhard, der «Katastrophen-Sepp», mit dieser Autonummer zurückgelegt. So viel unterwegs wie früher ist er mit seinen 88 Jahren natürlich nicht mehr, und auch Rösy, seine Frau, muss aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten. Das Photohaus und die Papeterie Reinhardander Bahnhofstrasse in Sachseln ist zu –still und leise ist mit der Schliessung ein Stück Reinhard-Ära zu Ende gegangen. Aber eben nur ein Stück: Sohn Daniel Reinhard – mit der Autonummer 222 – führt die Fotografietradition weiter. Als Rennsport-Fotograf hat er sich international einen Namen gemacht. Ayrton Senna, Michael Schumacher, Bernie Ecclestone – regelmässigwar er in Kontakt mit dengrossen Namendes Rennsports. VorvierJahren hat ersich von der Formel 1verabschiedet. «Ich merkte einfach, dass mich das ständige Unterwegssein zunehmend belastete», sagt Daniel Reinhard. Kein Wunder: Seit 1979 war er für die Formel 1unterwegs, 553 Rennen hat er fotografiert. Und als freischaffender Fotograf musste er sich stets selbst umalles kümmern: Flüge und Hotels buchen, Transfer organisieren, Visa besorgen. «Damals war ich an 40 Wochenenden pro Jahr für den Rennsport unterwegs.» Auch seine Frau und seine beiden Kinder – heute 17 und21-jährig –hätten ihn lieber öfter daheim gesehen. Reinhard betont: «Ich habe enorm vieleserlebt in derFormel 1und bereue diese Zeit nicht. Aber ich bereue es auch nicht, aufgehörtzuhaben.» Beliebte Plattform «Zwischengas» Ganz den Rücken gekehrt hat Daniel Reinharddem Rennsportallerdings nicht. Heute begleitet er mit seiner Kamera noch verschiedene Rennserien im Auftrag vonBMW, namentlich die Formel E, die DTM-Rennen und die VLN (Langstreckenmeisterschaft «Damals warich an vierzig Wochenenden proJahr für den Rennsportunterwegs.» Nürburgring). Zudem betreibt er in Alpnach ein Fotostudio. Eine Herzensangelegenheit von ihm ist das Online-Portal «zwischengas.com». Wasvor rund 10 Jahren klein anfing, ist zur grössten Plattform im deutschsprachigenRaum zu den Themen Oldtimer, Youngtimer und historischer Motorsport gewachsen. Was vielen nicht mehr präsent sein dürfte: Vater Sepp Reinhard war nicht nur der rasende Fotoreporter für die hiesigenLokalblätter, sondern hat ab1946 selbst leidenschaftlich Autorennenfotografiert.

Der Sachsler Fotograf Daniel Reinhard(60). Waswirdaus dem Photohaus? Jahrzehntelang war es eine feste Adresse in Sachseln, das Photohaus mit Papeterie im Erdgeschossander Bahnhofstrasse 3. «Meine Eltern haben den Austauschmit Kunden immer sehr geschätzt, aberrentierthat das Geschäft schon seit einiger Zeit nicht mehr», sagt Daniel Reinhard, der mit seinerFamilie ebenfalls in diesem Haus wohnt. Das überrascht nicht: Wer kauft heute noch Postkarten? Wer lässt Bilder entwickeln? Einkaufszentren und der Online-Handellassen kleinen Läden kaum noch Luft zum Atmen. Was mit dem Ladenlokal nun geschieht, ist noch nicht klar. «Eine Vermietung als Büroräume wäre beispielsweise möglich», sagt Daniel Reinhard. «Momentan ist das aber noch völlig offen.» Im vergangenen Jahr wurde die Sachsler Fotografendynastie mit dem Obwaldner Kulturpreis ausgezeichnet. Abertausende Bilderder Reinhardshabenden Wegandie Öffentlichkeit gefunden –aber längst nicht alle. Man kann nur erahnen, wie riesig das Bildarchiv der Reinhards sein muss und wie viele fotografische Schätze noch im Haus an der Bahnhofstrasse in Sachseln schlummern. Und an dieser Stelle verrät Daniel Reinhard etwas, das die Herzen von Fotografie- und Autofans höher schlagen lässt. Er arbeitet nämlich an einem neuen Buch, das im nächsten Jahr auf den Markt kommen und aussergewöhnliche Blicke in die Geschichte des Rennsports bieten soll. «Allzu viel möchte ich aber noch nicht verraten», sagt Daniel Reinhard und lacht verschmitzt – genauso, wie man es von Vater Sepp kannte, wenn er wieder mal einige spektakuläre Bilder geschossen hatte und sie den Lokaljournalisten unter die Nase hielt. (ve)

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