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41-2021 Aktuell Obwalden

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AKTUELL IM ARCHIV

AKTUELL IM ARCHIV TiefeFreude statt nur Applaus Wer sich in der Zentralschweiz mit dem Thema Jodeln beschäftigt, kommt um ihn nicht herum: Der 83-jährige Giswiler Edi Gasser gilt als profunder Kenner von Juiz und Jodel. Kein Wunder: Nach der Gründung des Jodlerklubs Giswil 1960 wurde er gleich zum Dirigenten gewählt –ganze35Jahrelang führte er dieses Amt aus, stets auch als treuer Weggefährte von Ruedi Rymann und dessen Familie. Sie alle haben den Jodlerklub Giswil geformt und geprägt. Über die Kantonsgrenze hinweg war Edi Gasser stets ein geschätztes Gesicht, etwa als Juror an unzähligen Jodlerfesten. Sogar eine eigene Website hat er dem Naturjodel gewidmet (naturjodler.ch). Dort erklärt erauch, was der Unterschied zwischen einem Jodellied und einem Naturjodel (Juiz) ist. Ein Jodellied wird komponiert, Stimme für Stimme wird als Partitur zu Papier gebracht. Danach übt ein Jodlerchor das Stück ein. Ein Naturjodel geht den umgekehrten Weg. Er kann etwa aus einer spontanen Improvisation –sozusagen «frisch vonder Leber» gesungen –entstehen und wird erst danach durch die Notation auf Papier festgehalten. Kürzlich kam EdiGasser auf der Redaktion des «aktuell» vorbei und machte uns auf einen besonderen Leckerbissen aufmerksam, und zwar auf das 1. Obwaldnerische Preisjodeln vom 14. Mai 1933 in der «Pfistern» in Alpnach (Seite rechts). Dazu hat er einen kleinen Artikel verfasst, den wir nachfolgend gerne abdrucken. Zudem hat Edi Gasser in seinem Privatarchiv zwei Bilder aus den Anfängen des Giswiler Jodlerklubs gefunden (siehe übernächste Seite). (ve) Jodel-Experte EdiGasser (83). Wir schreiben das Jahr 1933. Juizen war damals in unseren voralpinen Gegenden allgegenwärtig. Gejodelt wurde nicht nur in Jodlerklubs, sondern vorwiegend in bäuerlichen Kreisen, bei der Arbeit in Feld und Stall, besonders intensiv auf den Alpen. Nicht zu vergessen, auch Frauen sangen und juizten bei der Hausarbeit. So lernte die jüngere Generation das Jodeln von Kindsbeinen an, authentisch, mit ausgeprägt regionalem Charakter. Die Freude an einer Melodie, tiefe, innere Befriedigung waren Beweggründe um zu Juizen, nicht um Applaus von Aussenstehenden zuerhaschen. Durch die schweizweit zentrale Jodlerschulung geht heute leider viel von dieser Ursprünglichkeit verloren. Das Volk war mit dem Juizen als traditionelle

Oben ein Inserat, unten die Rangliste, ein Diplom und ein Auszug aus dem Bericht im «Volksfreund». « Erstes obwaldnerisches Preisjodeln war angesagt, und wer vonuns hörtnichtgern einen heimeligen Jodel oder ein schönes Duett. (...) Zu hinterst im Saale, einsam und alleinaneinem Tischchen, amteten zwei Mann als Schiedsrichter,nämlich die Herren Lehrer Röthlin vonKerns undBurch vonGiswil. Sie amteten ernst und gemessen und liessen sich in ihren Funktionen gar nicht stören. (...) Herr Lehrer Röthlin erklärte in seiner Kritik, dass es den Obwaldnern halt eben in Gottesnamen eigen ist, in der Tonkultivierung etwas hintenab zu stehen; auf dieses Pünktlein wirdviel zu wenig geachtet. Auch der Jodel muss ein in allen Teilen fein und gebildet durchgeführter Gesang sein, nicht jedes Singen ist Gesang. Ferner werden –und das ist eine wichtige Sache –die verschiedenen Strophen eines Jodelliedes immer im gleichen Ton vorgetragen, trotzdem eine jede Strophe immer einen andern Inhalt hat. Der Jodler soll an das denken, was er singt und dementsprechend den Tonund dieBetonung einstellen. Bei den Duetten mit Handorgel und Jodel waren die Instrumente in der Regel viel zu stark; die Handorgel muss ein leises Begleiten sein, ichmöchte sagen ein leise waltender Schutzengel, der dem Lied gleichsam unsichtbar,aber dennoch wirksam zur Seite steht. Ein schlimmes Pünktlein sind dieMittelstimmen in den Gruppen, ebenso die einzelnen Übergänge; sie sind allermeistens –falsch. Aufdiese Weise kann sich die eifrigste und beste Jodlergruppe total um den Erfolg bringen; es ist eben absolut unrichtig, als Begleitung in irgend einem Tonmitzusummen; das Ding muss eben auch «stimmen», das will heissen, alle Stimmen in einer Gruppe müssen ein harmonisch einheitliches Ganzes bilden. »

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