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41-2020 Aktuell Obwalden

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AKTUELL PERSÖNLICH Im

AKTUELL PERSÖNLICH Im Güselwagen dasGlück gefunden Tagfür TagfährtKarin Leu ihreRouteninObwalden und holt den Kehricht ab. «Es ist ein Traum», sagt die Giswilerin. «Der Lastwagen und meine Viecher!» Das antwortet die 48-jährige Karin Leu auf die Frage, was sie glücklich macht. Von ihrem Glück überzeugen muss sie niemanden. Man sieht es ihr an: ihre sprühende Energie, ihr herzliches Lachen. Sie ist eine Frau, die weder im Luxus lebt nocheine steile Karriere hingelegt hat –und dennoch das Schönste erreicht hat, das ein Mensch erreichen kann: Sie liebt ihr Leben undihren Job. Die Leute schauenzweimal hin Mit «Viecher» meint die gebürtige Solothurnerin ihresechs Mini-Shetlandponys und drei Schafe, die sie in Giswil hegt und pflegt. Und dann ist da eben der Lastwagen. Tagfür Tag setzt sich Karin Leu hinters Steuer und sammelt mit ihren Arbeitskollegen den Kehricht in den Obwaldner Gemeinden ein. Sie schmunzelt, wenn sie erzählt, dass einige Leute zweimal hinschauen müssen und staunen, dass da tatsächlich eine Frau den Kehrichtwagen fährt. Wobei: Neuerdings staunen Anwohner und Passanten aus einem anderen Grund, wenn Karin Leu vorfährt. Nicht, weil –wie man es erwarten würde –Lärm und Gestank den LKW begleiten, sondern weil Lärm und Gestank fehlen. Karin Leu fährt nämlich einen zu 100-prozent elektrisch angetriebenen Kehrichtwagen. Zwei solche Elektro-LKW hatte ihre Arbeitgeberin –die in Alpnach ansässige Zimmermann Umweltlogistik AG– Anfang Jahr angeschafft, um den Kehricht «Mit Puppen spielen wollte ich definitiv nie.» einzusammeln, dies im Auftrag des Entsorgungszweckverbands Obwalden. Anfangs sei sie etwas skeptisch gewesen, sagt Karin Leu: Hat ein Elektro-LKW wirklich genügend «Pfupf», um einen ganzen Taglang auf den Sammelrouten unterwegs zu sein, bis nach Moderne Technik in einem Elektro- Kehrichtwagen.

Karin Leuaus Giswil an ihrem «Arbeitsplatz»: dieFahrerkabine einesElektro-LKW. Bilder: ve Engelberg, im Sommer sogar bis nach Melchsee-Frutt? Die Frage war aber rasch beantwortet: Problemlos schaffen die Wagen das. Nach getaner Arbeit –inklusive Abladen bei der Renergia in Perlen –hat ein LKW noch rund 25 Prozent Batterieladung, bevorerüber Nacht an die Steckdose kommt. «Die haben richtigPower»,sagt Karin Leu. Vonder Uhrmacherin zur Chauffeurin Von Power und Rädern war sie schon als Kind fasziniert. «Mit Puppen spielen wollte ich nie», erzählt sie.Und fügt grinsend hinzu: «Ich bettelte ständig meinen Vater an, dass ich den Rasen mähen darf.» Ein Highlight warendie Schulferien. «Der Vater einer Freundin war Lastwagenchauffeur. Inden Ferien durfte ich oft mitfahren. Das habeich geliebt!» Eigentlich hätte Karin Leu Lastwagenmechanikerin werden wollen. «Aberals Frau konnte man das vergessen.» Gelernt hat sie schliesslich Uhrmacherin. Vor 19Jahren erfüllte sie sich ihren Wunsch und absolvierte die Lastwagenprüfung. Seit 2017 ist sie bei der Zimmermann Umweltlogistik AG als Chauffeurin angestellt. «Es ist mein Traumberuf.» Was sie allerdings nicht will: nur fahren und zuschauen, wie die Männer hinten auf den «Stehplätzen» des LKW den Müll in den Wagen werfen. «Oft steige ich aus und helfe beim Einladen. Ich bewege mich gerne.» Die Kernser Tour ist übrigens die längste und strengste. Die Tour durch Sachseln ist ihre Lieblingsroute. «Ich weiss gar nicht genau, weshalb», sagt Karin Leu, und meint dann schmunzelnd: «Oft habe ich den Eindruck, die Sachsler Autofahrer nerven sich am wenigsten, wenn sie hinter einem Kehrichtwagen warten müssen.» Sie lobt aber die Disziplin aller Obwaldner. Nur selten komme es vor, dass der Abfall nicht vorschriftsgemäss in Gebührensäcken bereitgestellt werde. Und wie malt sich Karin Leu ihre Zukunft aus? Sie hoffe, sagt sie, dass sie diesen Beruf noch lange machen kann. Dass ihre betagten Eltern bei Gesundheit bleiben. Dass sie abends nach dem Tagwerk im Stall zu ihren Viechern schauen kann. Kurz: Karin Leu hofft, dass ihr Glück anhält. (ve)

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