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22-2021 Aktuell Obwalden

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AKTUELL IM BILDARCHIV

AKTUELL IM BILDARCHIV Wiekommt die Farbe ins Bild? Erinnern Sie sich an diese beiden Bilder aus dem Staatsarchiv? Als die Jass- Runde und die Schwibbogenbrücke fotografiertwurden, waren Bilder in Schwarz- Weiss die Norm. Nur in Ausnahmefällen erhielten Fotografien früher Farben. Man nennt diese aufwendige Technik Kolorieren: In stunden- bis tagelanger Arbeit wird ein Schwarz-Weiss-Bild mit einem feinen Pinsel und Eiweisslasur quasi ausgemalt. Unten sieht man eine Aufnahme des Hotel Kreuz in Sachseln, die nachträglich von Hand koloriert wurde. Eiweisslasuren zeichnen sich dadurch aus, dass die Farben nicht deckend sind und dass sie sich besonders gut auf der Gelatineschicht des alten Fotopapiers auftragen lassen. Diese «Ausmal-Technik» ist über 100 Jahre alt und wird heute noch voneinigen Künstlern praktiziert. Ein einziger Mausklick genügt Wie sehr die Digitaltechnik und intelligente Softwaredie Fotografie veränderthaben, zeigen die beiden «kolorierten» Farbbilder auf der rechten Seite. Hat sich das aktuell-Team Handkolorierte Postkarte des «Kreuz» in Sachseln, ca. 1920. (Staatsarchiv-Signatur.: P.0062.02.01.351) etwa in der Technik des Kolorierens weiterbilden lassen? Sassen wir stundenlang am Schreibtisch, um den beiden Bildern aus dem Staatsarchiv Farbe zu verleihen? Mitnichten. Zwischen den Original-Bildern in Schwarz- Weiss und den farbigen Varianten liegt gerade mal ein Mausklick! Im oberen Bild erkennt die Software Gesichter und Personen, eine Tischdecke, ein Getränk –und so weiter. Im unteren Bild wird die Brücke als Mauerwerk erkannt und von der Bildbearbeitungssoftware grau gefärbt. Gras und Bäume sind deshalb grün, weil die intelligente Software die Pflanzen korrekt als solche identifiziert. Gerade bei der Schwibbogen-Brücke ist das Resultat erstaunlich. Hand aufs Herz: Würden Sie erkennen, dass eine Software das Bild «ausgemalt» hat? Vielleicht bei näherer Betrachtung: Beim Baumstamm links hat die Software offenbar einen Fehler gemacht

und ihn (wie auch einen Teil der Brücke) grün eingefärbt. Zudem: Bei der Jass-Runde darf man sich zu Recht fragen: Woher «weiss» die Software, dass der Frauenrock rechts violett war? Antwort: Sie weiss es nicht. Die Softwarehat einfachmal geraten. Es könnte genauso gut ein dunkelbrauner oder dunkelroter Rock gewesen sein. Unter Experten und im Journalismus werden solche digitalen Tools natürlich heiss diskutiert: Welche Form der Bildbearbeitung ist gegenüber dem Urheber erlaubt? Und inwiefern ist man den Zuschauern und Lesern gegenüber verpflichtet, Änderungen zu deklarieren? Darf man graue Haare einfärben? Ein Muttermal wegretuschieren? Oder ein Gipfeli-Brösmeli am Mundwinkel eines Bundesrats? (In Erinnerung ist vielleicht das berühmte Beispiel, als der «Blick» 1997 nach einem Attentat in Luxor Wasserpfützen mit nachträglicher Einfärbung zu Blutmachte.) Als Faustregel zumindest kann man sich merken: Gerade in der professionellen Werbung und in Hochglanzmagazinen sieht man heute praktisch kein Bild mehr, das tatsächlich der Realität entspricht. (ve)

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