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Aktuell Obwalden 36-2017

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Gemeinderubrik Alpnach

Gemeinderubrik Alpnach Eine Sage die man sich, nicht nur, in Alpnach erzählt In der Pilatuskette liegt zwischen Obwalden und Luzern der Feuerstein. Auf einer Alp dieses Berges lebte einst ein vermöglicher Senn mit seiner Frau, deren Schönheit weitherum bekannt war. Für dieArbeiten hatteerzweiKnechte angestellt, einer davon war ein kräftiger und kerngesunder Bursche. Die beiden schliefen in der Nacht in einem Bett. Zum grossen Leidwesen des Meisters nahm der starke Knecht von Tag zu Tag ab, kränkelte und wurde immer schwächer. Fast jede Nacht wurde er von entsetzlich schweren Träumen geplagt. «Du musst einen anderen Schlafplatz wählen!», meinte der Meister. Bis anhin lag der Kränkelnde auf der Fensterseite des Bettes. Nun wechselten die beiden ihre Plätze. Von da an nahm derjenige ab, welcher gegen das Fenster hin schlief, und klagte über schwere Träume, während der andere genas und bald wieder der früherestarke Knechtwar. Diese auffallende Erscheinung erzählte der Älpler seinem Bruder,der herzhaftund gescheit war. Dieser wollte derSache auf denGrund gehen und legtesichabendsins Bett,direktbeim Fenster.Er schloss die Augen und tat, als ob er schliefe. Gegen zwölf Uhr bewegte sich das Schiebefensterchen.Etwas Halbbogenförmigesschwebteherein und legte sich ihm umden Hals. Und seltsam, ohne sich wehren zu können, spürte er, wie sich seine Arme inBeine verwandelten, wie die Füsse hart und zuKlumpen wurden und wie sich sein Gesicht in dieLänge zog. Er hattedas Gefühl,als seien Mund und Nase zur Hauptsache geworden. Plötzlich verspürte er eine eigenartige Lust, Haferzufressen, mitden Nüsternzuschnauben und laut zu wiehern. Kaum war erinein Pferd verwandelt, sass ihmjemandauf denRücken, packte ihnamZaum undgab ihmdie Sporen.Inwildem Galopp sprengten sie davon, aber nicht über die Alpweiden, sondern hoch durch die Lüfte an vielenKirchtürmen vorbei. Nach einem langen, weiten Ritt wurde erwieder auf die Erde zurückgeführt. Als erfesten Boden unter denFüssen verspürte, stiegzuseinem grossen Erstaunen die Frau seines Bruders aus dem Sattel. Jetzt wurde ihm alles klar: Seine Schwä- Gemeinderubrik Alpnach

Hanspeter Niederberger Christof Hirtler gerin war eine Hexe, die ihm einen Hexenzaum umgelegt hatte. Ihn hatte sie benutzt, um an den Hexensabbat zureiten. Hier vergnügte sie sich mit ihren Kolleginnen, die aus allen Teilen derWeltzusammengeströmtwaren.Als dastolle Hexentreiben zu Ende war, bestieg sie wieder ihr Pferd und flog durch die Lüfte heimwärts. Unterwegs machte sie kurz Halt, stieg vom Pferd und band es an einen Baum. Weil dieHexeihren Schwagerinwachem Zustand in ein Pferd verwandelt hatte, war dieser zujeder Zeit bei klarem Verstand. Erhatte erkannt, dass dieser Hexenzaum für seine Tiergestalt verantwortlichwar.Erstreifte sich denZaum ab und warwiederMensch. Als die Hexe zurückkam und ihr Pferd suchte, legte erden Zaum um den Hals der Hexe, die augenblicklich in ein Pferd verwandelt wurde. Nun schwang ersich aufs Pferd und ritt zur nächsten Schmiede, umsein Reittier beschlagen zu lassen. Nachdem der Schmied den rechten Vorderhuf beschlagen hatte, wandte er sich mit demReiter demAmbosszu, um einweiteresHufeisen zurechtzuhämmern. Diesen Augenblick der Unachtsamkeit nützte die Hexe geschickt aus, streiftesichden Hexenzaum vomHalsund machte sich ausdem Staub. Alsnun derBruderdes Sennen aufdessenAlp zurückkehrte, wollte erwissen, was sich inzwischen ereignet habe. Daklagte ihm der Senn, dass seine Frau krank imBett liege. Der Bruder trat an dasBettder krankenSchwägerinund streckte ihr zum Gruss seine rechte Hand hin. Sie machte jedoch keine Anstalten, sie zu ergreifen, sondern gab ihm vielmehr zu verstehen, dass ihr rechter Armlahmsei. Nun war er sich endgültig sicher, dass sie die Hexe war, die ihn in ein Pferd verwandelt hatte. Dank dem eingeschlagenen Hufeisen war die Frau des Sennen überführt und wurde vor den Richter gebracht. Riedler/Nuber:Ein Streifzugdurchdie Luzerner Sagenlandschaft.Nuber,Kastanienbaum 1993,S.189. DerBetruf Die Folle (siehe Titelbild; Foto: Franz Troxler, Buochs) dient beim Betruf als Schalltrichter und wird eigens für diesen Zweck hergestellt. Der Form nachentsprichtsie demfrüherverwendeten Milchtrichter. Kein Älpler würde die Folle bei der Milchverarbeitung benutzen. Dies entspricht der altenAuffassung,dassKultgerätenicht zu Alltagszwecken verwendet werden dürfen. In der Ostschweiz wird der Betruf ohne Folle gerufen. Der Senn geht zumAlpkreuz,entblösstsein Hauptund hält beim Ave-Rufen als Wahrzeichen seiner Würde den Hirtenstab in der Hand. Den Betruf darf mannicht vorführen,man muss ihnanwenden, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit. «De chund alläs wider idOrnig.» (mitgeteilt von H. Schrackmann, mehrereJahre Älpler im Arni, aufgezeichnet1982) DerBetrufist in seiner sprachlichen Form eineMischung von Schriftsprache und Mundart. ImLungerer Betruf ist ersichtlich, dass einige Älpler die Kürzung«Dasischdas Wort,das weissGottwohl!» nicht verstanden. So wurde durch die mündliche Überlieferung aus dem «Wort» ein «Ort» und aus dem «wohl» ein «wo». AmSchluss dieses Betrufs fehlt die dreimalige Wiederholung des «Zio Lobä! ZioLobä!»-Rufes. Dieser Teil istdurch «Amen» ersetzt worden. In anderen Varianten wird der Betruf durch einen bellartigen Schrei eröffnet und miteinem Schlussjuiz. Der eindrücklichste Brauch aus dem magisch-religiösen Bereich ist der Betruf. Vor allem in den katholischen Bergkantonen der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein ist dieser «Ruf» noch recht verbreitet. Der Betruf wird auch Ave-Maria-Ruf oder Sennen-Ave genannt. ImWallis und besonders inSt. Gallen spricht man vom Alpsegen. Nicht zu verwechseln ist der Betruf mit dem Alpsegen, den der Priester bei der jährlichen Alpsegnung spricht. Landläufige Definitionen beschreiben den Brauch so: «Allabendlich beim Einnachten, nach getaner Arbeit, ruft der Senn beim Hüttenkreuz durch die Folle (Holztrichter) ein Gebet über die Alp und bittet Gott und die Heiligen um Schutz für diese Nacht.» Auszüge aus der Neuauflage «Geister,Bannund Herrgottswinkel» von Hanspeter Niederberger & Christof Hirtler, erschienen im bildfluss-Verlag. Erhältlich bei bildfluss Bücher Dillier, Sarnen. DieSonderausstellung «Sagen, Mythen und Legenden in Obwalden» im Historischen Museum Obwalden ist bis 30. November jeweils von Mittwoch bis Sonntag 14 –17Uhr geöffnet.www.museum-obwalden.ch Geister, Bann und Herrgottswinkel Gemeinderubrik Alpnach

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