Gemeinderubrik Sarnen Zu Fuss Anna Leuchtmann erhielt Kurse in Haushalts-, Säuglings- und Krankenpflege, lernte die Krankenküche kennen und erhielt sogar Instruktionen in Heilgymnastik. Doktor Stockmann übernahm zusammen mit seiner Frau Berta die Stellenvermittlung, mit einem Minimum an Bürokratie. Mit ihrem beruflichen Wissen und ihrer Erfahrung war Anna Leuchtmann gut vorbereitet für jeglichen Einsatz. Sie packte auf Abruf ihr Bündelchen und wanderte zu Fuss in die entlegensten Heimwesen und Gehöfte, um Hilfe zu leisten. Arzt mit Ross und Wagen Nicht selten eilte sie eine halbe Stunde lang in der weitläufigen Schwendi Hänge hinunter, um endlich ein Telefon ausfindig zu machen, damit der Arzt herbeigerufen werden konnte. Sie erinnert sich an Begegnungen mit Doktor Stockmann und seiner Tochter Dora, die mit Ross und leichtem Brückenwagen unterwegs waren, um an Ort und Stelle kranke und hilfsbedürftige Menschen zu versorgen. Familienpflege Anna Leuchtmann machte bis zu zwanzig verschiedene Einsätze im Jahr. Die einzelnen Familienpflegen dauerten meist zehn, vierzehn Tage bis drei Wochen, in denen sie Wöchnerinnen, Kranke und deren Ehepartner und Kinder versorgte. Ihre Arbeit umfasste Kochen, Wäschewaschen, Nähen, Stopfen von Kleidung und die Betreuung der Kinder. Das Waschen der Wäsche sagte ihr besonders zu. Von Hand, auf einem Waschbrett, am Brunnen im Freien. «Dort konnte ich leichter atmen.» Dienen und sich durchsetzen Die Mahlzeiten, die sie zubereitete, waren einfach. Etwa Kartoffeln mit Zwiebäläschwäizi und Epfelschnitzli mit Zimt. Die unterschiedlichen Verhältnisse erforderten Anpassungsfähigkeit und Einfühlungsvermögen. Anna Leuchtmanns entschiedenes Handeln und ihre unkomplizierte Art schafften Vertrauen. Sie half, wo es ihr möglich war, grosszügig und entschlossen. Es war ihr gegeben, am richtigen Ort die richtigen Mittel einzusetzen. Sie war eigenständig im Denken und Handeln und konnte sich durchsetzen. Da gab es kein Zögern. Sie diente, ohne sich des Dienens bewusst zu sein. Beschauliche Freizeit «Man hat mich überall gebraucht, und das hat mir gefallen.» Wurde sie gar gelobt, war dies Erfüllung und Genugtuung. Zwischen den Abrufen suchte sie, zurückgezogen in ihr Zimmer, nach Erholungsmöglichkeiten, spielte stundenlang Klavier, wenn das Haus ausnahmsweise mal leer war. Sie ging in die Exerzitien nach Schönbrunn, auf Wallfahrten nach Lourdes oder blieb einfach zuhause, um ihrer Familie nützlich zu sein. Auch nach langen harten Arbeitsphasen erholte sie sich rasch. Wochenbett Ihr ausgeprägter Humor und die starke Willenskraft halfen ihr über vieles hinweg. Kam ein erneuter Abruf zog sie wieder in ein ihr fremdes Haus mit lärmenden Kindern. Mit der Hebamme und dem Arzt zusammen half sie der schwangeren Frau erst bei der Geburt, legte Tücher zurecht, bereitete Töpfe mit heissem Wasser vor. Während dann die Wöchnerin schlief, mussten die vielen Arbeiten im Haus erledigt werden. Die Rolle als Erzieherin gefiel ihr besonders. Früh entdeckte sie ihre pädagogischen Fähigkeiten, ihre Freude am Lernen und Weitervermitteln. Gerne unverheiratet Auf ihre Ehelosigkeit angesprochen meinte sie: «Eigentlich war ich nie wirklich interessiert.» Ihre Mutter hätte ab und zu nach ei-
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