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02-2021 Aktuell Obwalden

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Wiekönnen wirmehr

Wiekönnen wirmehr erfahren? 1 2 Wer sich gerne historische Bilder anschaut, kennt die Herausforderung: Oft fehlen Ort, Datumund Urheber. Erstmit etwas Detektivarbeit gelingt es, mehr über das Bildherauszufinden.Doch wie geht man dabei am besten vor? Wir haben uns mit dieser historischen Fotografie auf den Weg gemacht zuDanielStöckli (Bild) vom Staatsarchiv Obwalden. Ein grosses Rätsel stellt dieses Bild für ihn natürlich nicht dar, auch wenn eresnoch nie gesehen hat. «Ein Sarner kann das sofort zuordnen», sagt Daniel Stöckli. Wir befinden uns hier beim Bahnhof Sarnen mitBlickRichtung Norden. «Eine der wichtigsten Fragen ist natürlich: Wann wurde das Bild gemacht?» Rechts (Nr.6)steht das alte Bahnhofsgebäude. «Dieses Gebäude wurde in den 1980er-Jahrenabgerissen.» Die beiden Giebel wiederum zeigen,dass die Fotografie nach der Erweiterung des Bahnhofs entstanden sein muss. «Früher besass das Gebäude nur einen Giebel.» Der Flachbau im Norden des Bahnhofes (Nr.7)wurde 1929 erstellt. Gebäude helfen bei Eingrenzung Links im Bild sehen wir das Kolonialwarenhaus (Nr.1) der Familie Ettlin. «Ich kann mich erinnern, dass dieses Geschäft in den 1970er-Jahren noch existierte.» Im Untergeschoss dieses Gebäudes hatte früher der Fotograf Arnold Bucher ein Atelier. «Auf diesem Bild ist das Atelier weg», erklärtDani Stöckli. Wenn man nun wisse, bis wann Arnold Bucher dortwar,könne man wiederum eine zeitliche Eingrenzung vornehmen. Als «extrem cool» bezeichnet Daniel Stöckli das alte Haus mitden Zwiebeltürmen (Nr.2). «Das war ein unglaublich schönes Ge-

AKTUELL IM BILDARCHIV 3 6 4 7 5 bäude. Leider haben wir im Staatsarchiv nirgends eine wirklich gute Aufnahme davon.» In dieser Form noch nie gesehen hat Daniel Stöckli das Gebäude mit der Aufschrift «Radio, Grammo, Photo» (Nr.4). Für einen Laien können dies ebenfalls wichtige Anhaltspunkte sein. Allzu alt kann die Aufnahme nicht sein, denn vor über 100 Jahren gab es noch keine Geschäfte, die Radiogeräte verkauften. «Ich vermute, dass dieses Geschäft der Fotografen-Familie Abächerli gehörte», sagt Daniel Stöckli. Bei seinen Recherchen stützt er sich oft auf die Hilfe von Lokalhistorikern. Einerdavonwar der 2017 verstorbene Walter Zünd. «Es ist unglaublich, was er alles gewussthat», erinnert sich Daniel Stöckli. Auch der ehemalige Obwaldner Landschreiber Urs Wallimann sei oft eine wertvolle Hilfe. Für eine Verortung ebenfalls hilfreich sein können «Nebeninformationen» rund um den Verkehr (Nr.5): Wie ist der Zustand der Strasse? Welche Fahrzeuge sind darauf zu sehen? «In einem ländlichen Kanton wie Obwalden hat der Verkehr allerdings nicht einen so hohen Stellenwert für die Bildbestimmung wie in städtischen Gebieten.» Zeitlich wenig aussagekräftig, aber für die Verortung einer Fotografie wichtig sind natürlich landschaftliche Merkmale. Auch wenn man bei diesem Bild keine Ahnung hat, wo die Strassen und Gebäude liegen, kann man sich an der Bergwelt orientieren und entdeckt hier unverkennbar das Pilatusmassiv im Hintergrund (Nr.3). Und das Fazit des Experten? «Spontan und ohne weitere Recherchen würde ich dieses Bild auf die späten 1930er-Jahre datieren», sagt Daniel Stöckli. (ve) WissenSie, liebeLeserinnen und Leser,noch mehr zudiesem Bild? Melden Sie sich bei uns! redaktion@aktuell.com

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